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Gegensonne


Im Gegenpunkt der Sonne siehe (Regenbogen und Glorie) erschien ein heller Fleck in einem ungewöhnlich hellen Kreisbogen. Eine Farbseparation war nicht erkennbar. Das Phänomen dauerte etwa 30 Minuten an. Dabei variierten sowohl Intensität als auch klare Sichtbarkeit in diesem Zeitraum. Die Fotos wurden alle mit Polarisationsfilter aufgenommen. Gegensonne3+5.jpg zeigen andere Teile des Horizontalbogens, in dessen Bereich noch eine kleine Nebensonne mit Farbseparation auftrat.

Es war schwer in der Literatur ähnliche Bilder zu finden. In dem Buch von Kristian Schlegel, Vom Regenbogen zum Polarlicht (Spektrum Verlag, 1995) findet sich ein vergleichbares Bild. Es wird zu dem Bild ausgeführt: "Zu den Spiegelungshalos gehört auch die sehr seltene Gegensonne. Sie ist in den Horizontalkreis eingebettet, der ja in Sonnenhöhe um den Horizont läuft. ... Die Gegensonne kommt vermutlich durch eine Winkelspiegelung an einem Vierlingskristall zustande... Sie erscheint als Verdickung des Horizontalkreises." Vierlingskristalle sind solche, die kreuzförmig, wie ein "X" aussehen.

Wenn bei dem "X" ein Lichtstrahl auf auf den linken, oberen Schenkel einfällt, so wird er um 90 Winkelgrade reflektiert und trifft dann auf den linken unteren Schenkel des X-Kristalls. Dort findet eine zweite 90 Grad-Reflexion statt, jetzt nach links in Richtung des einfallenden Strahls. Im Endeffekt wird dadurch eine Umkehr- oder 180 Grad-Reflexion, also Rück-Spiegelung, des einfallenden Strahls bewirkt. Deswegen muss das Bild der Gegensonne auch am Himmel der wirklichen Sonne genau gegenüber liegen. Dies war bei obigen Aufnahmen der Fall. Die Sonne muss dabei schon (oder noch) tief genug stehen, denn bei hoch stehender Sonne ist der Gegenpunkt unterhalb des Horizonts. Die Seltenheit dieses optischen Phänomens kommt wahrscheinlich daher, dass sich X-förmige Kristalle in genügend großer Anzahl nur selten bilden. Diese Vierlingskristalle sedimentieren, in dem sie beim Fallen senkrecht zur Ebene des X ausgerichtet sind. Daher sind genügend "Spiegelflächen" so ausgerichtet, dass viele Lichtstrahlen reflektiert werden und so die Intensität des Reflexes hoch genug ist, um gut sichtbar zu sein.

Allerdings werden nicht alle "Spiegelchen" perfekt ausgerichtet sein, so dass das Gegenbild der Sonne eine größere Winkelausdehnung haben kann, als die Sonne selbst. (Wären alle "Spiegelchen" perfekt parallel, müßten die Sonne und ihr Bild die gleiche Winkelausdehnung am Himmel haben.) In dem älteren Buch von Robert Greenler, Rainbows, Halos and Glories, Cambridge University Press, 1980, ist das Phänomen unter "anthelic arc" klassifiziert (oder "Wegener and Hastings arc") und anders erklärt, wobei hexagonale Säulenkristalle die wesentliche Rolle spielen. Demnach müsste das Phänomen aber wesentlich häufiger auftreten.


Gegensonne1-8.jpg: S. Borrmann, Brezzo di Bedero, Lago Maggiore Region, Nord-Italien, 22. August 2004, 16:23 bis 16:27 Uhr


Kameraparameter: Olympus E-1 digitale Spiegelreflexkamera mit 14-200 mm Zoom-Objektiven. Belichtung und Empfindlichkeitswahl (100 ASA) durch Programmautomatik der Kamera. Farbraum sRGB, Originalauflösung 2560 x 1920 Pixel x 24 Farben).